Autor: Nicole Lange | Update: 05.05.2025
✅ Geprüft und bestätigt von Dr. Sarah Neidler
Viele Menschen, die unter unspezifischen Beschwerden leiden, von Blähungen über Hautprobleme bis hin zu Erschöpfung, suchen nach Klarheit.
Nicht selten taucht dabei die Frage auf: Gibt es Blutwerte, die auf das Leaky-Gut-Syndrom hinweisen könnten?
In diesem Beitrag erfährst du, welche Marker im Blut untersucht werden können, was sie aussagen und warum sie nur ergänzend zu anderen Untersuchungen sinnvoll sind.
Was ist das Leaky-Gut-Syndrom?
Das sogenannte „Leaky Gut“ beschreibt eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut.
Im Normalfall bildet die Darmschleimhaut eine schützende Barriere, die entscheidet, welche Stoffe ins Körperinnere gelangen dürfen und welche draußen bleiben sollen.
Wird diese Barriere durchlässiger, können Bestandteile wie unvollständig verdaute Nahrungsreste oder bakterielle Substanzen leichter in den Blutkreislauf gelangen. Das kann das Immunsystem fordern und Entzündungsprozesse begünstigen.
Der Begriff „Leaky Gut Syndrom“ wird in der klassischen Medizin nicht als eigenständige Diagnose geführt, gewinnt aber in der Forschung zunehmend an Bedeutung.
Studien zeigen, dass eine gestörte Darmbarriere bei verschiedenen chronischen Beschwerden und Erkrankungen eine Rolle spielen könnte.
Gibt es Blutwerte, die auf Leaky Gut hindeuten können?
Es gibt einige Laborparameter, die über das Blut bestimmt werden können und mögliche Hinweise auf eine veränderte Darmbarriere oder entzündliche Prozesse im Körper liefern.
Wichtig ist: Keiner dieser Werte gilt als alleiniger Beweis für einen durchlässigen Darm. Sie sind eher ein ergänzender Baustein, vor allem, um die Entzündungslage im Körper besser einordnen zu können.
1. Zonulin (im Blut messbar)
Zonulin ist ein körpereigenes Eiweiß, das wie ein kleiner „Türöffner“ zwischen den Zellen der Darmschleimhaut wirkt. Es reguliert, wie eng die sogenannten Tight Junctions, also die Zellverbindungen, aneinander liegen. Wird mehr Zonulin ausgeschüttet, können sich diese Verbindungen kurzfristig öffnen, sodass größere Stoffe hindurchgelangen könnten.
Ein erhöhter Zonulin-Wert im Blut kann daher ein möglicher Hinweis auf eine gestörte Barrierefunktion im Darm sein. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass ein Leaky Gut sicher vorliegt, denn Zonulin kann auch durch andere Faktoren beeinflusst werden, etwa durch Infektionen, Stress oder bestimmte Lebensmittel. Deshalb sollte dieser Wert immer im Zusammenhang mit weiteren Befunden und Symptomen bewertet werden.
2. LPS-bindendes Protein (LBP)
Lipopolysaccharide, kurz LPS, sind bestimmte Bestandteile aus der Hülle mancher Bakterien, die natürlicherweise im Darm vorkommen. Solange sie im Darm bleiben, sind sie in der Regel unproblematisch. Gelangen sie jedoch in den Blutkreislauf, kann das vom Körper als Warnsignal wahrgenommen werden, denn LPS gelten als sogenannte Endotoxine, also reizende Stoffe, die Entzündungen fördern können.
Normalerweise verhindert die Darmbarriere, dass solche Stoffe nach außen dringen. Werden LPS dennoch im Blut gefunden, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Darmbarriere durchlässiger geworden ist, also möglicherweise geschwächt oder gereizt ist.
Ein spezielles Protein im Blut, das sogenannte LPS-bindende Protein (LBP), hilft dem Körper dabei, diese Stoffe zu erkennen und zu neutralisieren. Wird im Labor ein erhöhter LBP-Wert festgestellt, zeigt das, dass der Körper mit solchen bakteriellen Stoffwechselprodukten in Kontakt gekommen ist – ein möglicher Hinweis auf eine gestörte Darmbarriere.
3. Entzündungsmarker (z.B. CRP, IL-6, TNF-α)
Entzündungsmarker sind Laborwerte, die anzeigen können, ob dein Körper gerade mit einer Reizung oder Belastung zu tun hat. Dazu gehören zum Beispiel CRP (C-reaktives Protein), Interleukin-6 (IL-6) oder TNF-α, alles Stoffe, die vom Immunsystem gebildet werden, wenn Entzündungsprozesse im Gange sind.
Ein erhöhter Wert kann ein Hinweis darauf sein, dass der Körper auf etwas reagiert, zum Beispiel auf Infektionen, chronischen Stress, eine unausgewogene Ernährung oder auch auf eine möglicherweise gestörte Darmbarriere.
Allerdings sind diese Werte sehr allgemein: Sie zeigen an, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist, sagen aber nicht genau was oder wo.
Deshalb sind Entzündungsmarker eher als begleitender Baustein zu sehen, sie können ein Gesamtbild vervollständigen, sollten aber nie allein zur Beurteilung eines möglichen Leaky Gut herangezogen werden.
4. Antikörper gegen Nahrungseiweiße
In spezialisierten Labors kann untersucht werden, ob dein Immunsystem auf bestimmte Nahrungsbestandteile reagiert, zum Beispiel auf Gluten (aus Getreide) oder Kasein (ein Eiweiß aus Milch). Dazu werden sogenannte Antikörper im Blut gemessen, das sind Abwehrstoffe, die dein Körper bildet, wenn er etwas als fremd oder belastend einstuft.
Bei einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmbarriere könnten solche Eiweiße aus der Nahrung leichter ins Blut gelangen, als es normalerweise der Fall wäre. Das könnte dazu führen, dass dein Immunsystem sie als „Eindringlinge“ erkennt und darauf reagiert.
Ein solcher Test kann Hinweise auf mögliche Reaktionen deines Immunsystems geben, sagt aber nicht automatisch, dass du unter einer klassischen Nahrungsmittelallergie leidest. Auch hier gilt: Die Ergebnisse sollten immer im Zusammenhang mit deinen Symptomen und weiteren Untersuchungen betrachtet werden.
Warum reichen Blutwerte allein nicht aus?
Blutwerte sind keine eindeutigen Beweise für ein Leaky Gut, sondern liefern viel mehr ergänzende Hinweise, vor allem darauf, ob und wie stark der Körper möglicherweise durch entzündliche oder bakterielle Prozesse belastet ist.
Für eine fundierte Einschätzung der Darmbarriere sollten Blutwerte immer gemeinsam mit funktionellen Tests wie Stuhl- oder Urinanalysen betrachtet werden:
Stuhltests wie der Zonulin- oder Calprotectin-Test können direkt im Darm Hinweise auf Schleimhautveränderungen oder Entzündungen geben.
Urintests wie der Laktulose-Mannitol-Test zeigen, wie gut oder durchlässig die Darmwand tatsächlich ist.
Blutwerte ergänzen diese Erkenntnisse durch Hinweise auf systemische Auswirkungen wie z.B. Entzündungen oder Immunaktivität.
Mehr zu diesen Testarten findest du in unserem Beitrag „Leaky Gut Syndrom Test“, inklusive praktischer Tipps, welcher Test wann sinnvoll ist und wie sie sich kombinieren lassen.
Was du tun kannst
Wenn du den Verdacht hast, dass deine Beschwerden mit einer gestörten Darmbarriere zusammenhängen könnten, ist ein wichtiger erster Schritt die bewusste Selbstbeobachtung. Dabei hilft dir ein Symptomtagebuch, um mögliche Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebensstil und Beschwerden besser zu erkennen.
Notiere darin täglich:
- Was du gegessen und getrunken hast, inklusive Uhrzeiten
- Wie dein Verdauungssystem reagiert hat (z.B. Blähungen, Stuhlveränderungen, Bauchschmerzen)
- Allgemeine Beschwerden, wie Hautreaktionen, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Stimmungsschwankungen
- Besondere Belastungen, wie Stress, Schlafmangel oder Medikamente
Diese Aufzeichnungen helfen dir, Muster zu erkennen, z.B. ob bestimmte Lebensmittel regelmäßig Beschwerden auslösen oder ob deine Verdauung in stressigen Phasen auffälliger ist.
Ein gut geführtes Symptomtagebuch ist außerdem eine wertvolle Grundlage für dein Gespräch mit Ärztinnen oder Therapeutinnen.
Es macht deine Beobachtungen nachvollziehbar und unterstützt die Auswahl sinnvoller weiterer Schritte, etwa die Entscheidung, welche Tests (z.B. Blut-, Stuhl- oder Urintests) hilfreich sein könnten, um den Ursachen deiner Beschwerden näherzukommen.
Fazit
Blutwerte können wertvolle Ergänzungen liefern, wenn es darum geht, mögliche Auswirkungen eines gestörten Darms auf den Gesamtorganismus besser zu verstehen.
Sie zeigen jedoch nicht direkt, ob eine erhöhte Darmdurchlässigkeit vorliegt und sollten daher immer gemeinsam mit funktionellen Tests und einer individuellen Einschätzung durch erfahrene Fachpersonen betrachtet werden.
Auf unserem Portal findest du viele weiterführende Artikel rund um die Themen Leaky Gut, Darmgesundheit, SIBO, Reizdarm, Mikrobiom und ganzheitliche Behandlungsmöglichkeiten.
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Verwendete wissenschaftliche Studien
Gut microbiota, intestinal permeability, and systemic inflammation: a narrative review – PubMed
Intestinal mucosal barrier function in health and disease – PubMed
Autor: Nicole Lange
Nicole ist Gesundheits- und Abnehmcoach, eine zertifizierte Fastenleiterin und Expertin für Intervallfasten mit mehr als 15 Jahren Berufserfahrung als Krankenschwester im OP-Saal. Ihr umfangreiches Wissen fließt in die Beiträge auf unserem Portal ein, wo sie praxisnahe Tipps und professionelle Ratschläge bietet, die auf ihrer tiefgreifenden Expertise und langjährigen Erfahrung in der Gesundheitsförderung basieren.
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