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Wie finanzieren sich Behindertenwerkstätten?

Die Finanzierung von einer Behindertenwerkstatt ist gar nicht so unkompliziert. Es spielen einige Faktoren mit ein, die dieses Thema komplex und umfangreich machen. Wir von fairment arbeiten selbst mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, den Delphin-Werkstätten. Deshalb liegt uns dieses Thema am Herzen und wir sind bestrebt, transparent und ehrlich damit umzugehen.

Delphin-Werkstätten Mitarbeiter Markus

Wir haben viel recherchiert und ein intensives und langes Gespräch mit Markus geführt. Er arbeitet seit 2005 als Leiter der Zweigwerkstatt Buchholz bei den Delphin-Werkstätten.

Vor- und Nachteile der Behindertenwerkstätten

Behindertenwerkstätten geben Menschen einen Arbeitsplatz, die es auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sehr schwer haben. „Jeder Mensch hat den Anspruch auf einen Werkstattplatz, wenn ein Mindestmaß an verwertbarer Arbeit zu erwarten ist“, lautet die Aussage von Markus. Auch aus Sicht der EU bleiben die Behindertenwerkstätten ein wichtiger Ort. Sie machen Menschen mit Behinderung die Teilnahme am Arbeitsleben möglich.

Wenn ein Mensch sich dafür entschieden hat, in einer Werkstatt zu arbeiten, gestaltet sich der darauffolgende Prozess nicht gerade einfach. Kostenträger ist die Gesellschaft. Ziel ist es, auch Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Behindertenwerkstätten sind meist die letzte Anlaufstelle, da diese Option am teuersten ist. Mehr dazu was Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind, erfährst du hier.

Struktur und Bürokratie erschweren die Arbeit

In der Regel dauert es immer seine Zeit bis die Bewilligung für eine Arbeit in den Werkstätten erteilt ist. Ist die Bewilligung erteilt, wird entschieden welchen Betreuungsschlüssel der/die Mitarbeiter:in benötigt. Das bedeutet bei einem Betreuungsschlüssel von 1:3, dass ein Betreuer für 3 Mitarbeitende zuständig ist. Im Durchschnitt gibt es einen Betreuungsschlüssel von 1:12.

Behindertenwerkstatt Mitarbeiter

Je nach Förderbedarf und Höhe des Betreuungsaufwandes ergibt sich ein höheres oder geringeres Gehalt. Konkret bedeutet das, dass Menschen, die mehr Betreuung benötigen am Ende weniger Geld ausbezahlt bekommen. In Deutschland ist gesetzlich geregelt, dass Menschen, die in einer Behindertenwerkstatt arbeiten, keinen Anspruch auf den Mindestlohn haben.

Ein weiteres Problem stellt auch der Aufbau der Werkstätten selbst dar. Aus Markus Sicht hat Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern ein gutes, aber exklusives Werkstättensystem. Gerade die Abwicklung der Gehälter der Mitarbeiter:innen mit Behinderung ist verbesserungswürdig. Leider kommen die ganzen Gelder von unterschiedlichen Seiten, somit sind die eigentlichen Summen schwer gebündelt nachzuvollziehen. Schön wäre es, wenn all diese Subventionsleistungen bzw. Förderleistungen gebündelt auf dem Lohnzettel stehen würden, sagt Markus.

Was wird finanziert und wie hoch sind die Gehälter?

In den meisten Fällen übernimmt die Agentur für Arbeit die Gehälter und Mieten der Werkstattmitarbeiter:innen. Für Menschen, die bereits im Arbeitsleben stehen oder standen, ist in vielen Fällen die Deutsche Rentenversicherung oder die gesetzliche Unfallversicherung für Beratung und Finanzierung zuständig. Die Anschaffung von Geräten und Maschinen für Werkstätten werden in der Regel nicht finanziert. 

Manche Werkstätten setzen ein sehr geringes Gehalt an. Der Fokus liegt hier auf der Förderung der Beschäftigten oder der Anschaffung von Geräten, was ebenfalls hohe Ausgaben erfordert. Allerdings muss ein Mindestbetrag von 86 € pro Monat an die Mitarbeiter:innen gezahlt werden.

Finanzierung eines/r Werkstättenbeschäftigten:

  • Gehalt Lohnzettel über Durchschnitt in Berlin mit 190 – 210 €
  • Arbeitsförderungsgeld
  • Sozialhilfe, Grundsicherung
  • Wohngeld
  • Kindergeld, aufgrund der Bildungsmaßnahme bis ins höhere Alter
  • Nach 20 Jahren Werkstattzugehörigkeit Durchschnittsrente
  • Steuerliche Erleichterung als Angehörige:r

Behindertenwerkstätten – ein Balance-Akt

Zum einen braucht es in einer Behindertenwerkstatt geschultes Personal und ausgebildete Betreuer:innen, die sich Zeit nehmen, um jede:n individuell zu unterstützen. Andererseits wollen die Werkstätten ihre Leistungsträger nicht verlieren. Dazu gehören örtliche Sozialhilfeträger, die Deutsche Rentenversicherung, Unfallkassen und die Bundesagentur für Arbeit. Das bedeutet natürlich Abstriche zu machen.

Arbeit in Behindertenwerkstätten

In den vergangenen Jahren wurde den Werkstätten vorgeworfen, sich „soziale Hängematten“ geschaffen zu haben. „Wenn die Eingliederung über Langzeitpraktika oder Außenarbeitsplätze erfolgt, werden die Menschen weiter von den Gruppenleitern oder Sozialarbeitern betreut“. Zum Teil ist diese Kritik gerechtfertigt, erzählt uns Markus. Am wichtigsten ist es, mit seinen gesetzten Schwerpunkten richtig umzugehen. Die Mitarbeiter:innen sollen nicht überfordert werden, aber den Output dennoch zu schaffen.

Was denken die Werkstattmitarbeiter:innen selber?

Natürlich ist es uns auch wichtig, unsere Mitarbeiter:innen und Partner:innen selber zu dem Thema zu Wort kommen zu lassen. Deshalb haben wir mit zwei Delphin-Werkstätten-Mitarbeiter:innen gesprochen, um ihre Sicht der Dinge zu erfahren. Wir wollen wissen, wie sie zu der Arbeit in den Werkstätten stehen und wo es Verbesserungspotenziale gibt.

Wir fragen Heidi und Dennis wie sie zu ihrem Lohn stehen. „Man könnte theoretisch noch mehr bekommen, aber ich bin froh, überhaupt was zu tun zu haben“, sagt Heidi. Beide sind sich jedoch einig, dass Geld verdienen gut ist, nette Kollegen, Chefs und eine gute Arbeitsatmosphäre noch wichtiger sind.

Heidi und Dennis von den Delphin-Werkstätten

Heidi erzählt, dass bei ihrer alten Arbeit viele Kollegen wechselten und Freundschaften schließen dadurch schwierig war. „Wir sind eine Werkstatt und ich bin der Meinung, da sollte man zusammen arbeiten und nicht gegeneinander!

Wie Inklusion bei fairment aussieht, erfährst du hier.

Aus Markus Sicht besteht Handlungsbedarf in der Einordnung der Mitarbeiter:innen der Delphin-Werkstätten in eine Lohngruppe. Diese Entscheidung unterliegt der persönlichen Einschätzung von Leiter:innen und Betreuer:innen der jeweiligen Arbeitsgruppen. Anhand dessen wird greifbar, wie unterschiedlich Werkstätten arbeiten und ihre Mitarbeiter:innen nach unterschiedlichen Leistungsprinzipien entlohnen. Um diese subjektive Bewertung zu umgehen und für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, riefen die Delphin-Werkstätten ein neues Entgeltsystem ins Leben.

Neue Ansätze für mehr Gerechtigkeit

Eine Idee für mehr Gerechtigkeit ist das Gießkannenprinzip. Hierbei gibt es einen gleich hohen Betrag X für jeden Menschen mit Behinderung einer Werkstatt. Jede:r Mitarbeiter:in hat zusätzlich die Möglichkeit durch individuelle Leistung das Gehalt zu erhöhen. Somit wäre das System leistungsbezogen und gerecht – so weit die Theorie. Diese Projektgruppe wurde durch einen Beschluss von der Politik jedoch gering gehalten. 

Durch das derzeitige Prinzip der Lohngruppeneinordnung nach Leistungsfähigkeit durch Betreuer:innen und Gruppenleiter:innen einzelner Arbeitsgruppen könnte das Gehalt eines:r Werkstätten Mitarbeiter:in weiter gedrückt werden. Auf der anderen Seite wird eine geringere Leistungsfähigkeit wieder durch Sozialhilfegelder ausgeglichen. Jedoch stehen diese nicht auf dem Lohnzettel, was neben einer schwer nachvollziehbaren Geldverteilung auch eine geringere Wertschätzung der Mitarbeiter:innen bewirkt. Die Arbeitsleistungen einer Person könnten unterschiedlicher nicht sein. Deshalb sind Behindertenwerkstätten ein viel diskutiertes Thema und definitiv noch verbesserungswürdig.

https://www.youtube.com/watch?v=BAsubKxi6yU&list=PLIcNyd_B9Z1JWgHi8Oky0M_jW7aGnCgOl&index=2
Quellen

Deutscher Bundestag, Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) 2019, https://www.bundestag.de/resource/blob/668564/f117ad1eeadb8f87ade6ba2030a9f750/WD-6-118-19-pdf-data.pdf

Arbeitsrecht.org, 2017, https://www.arbeitsrecht.org/schwerbehindertenvertretung-2/wfbm-in-den-nachbarlaendern/

Behinderung.org, https://behinderung.org/arbeit/werkstaetten-fuer-behinderte-menschen.htm

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